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NEWS

Saturday
Jan112020

Laufen in Monte Gordo

Das schwierigste war die Anreise. Versuch 1 missglückte bereits, bevor der Wecker am Morgen klingelte, denn ich war krank, wirklich krank. Drei Tage später startete ich Versuch 2, blieb gesund, flog mit dem Morgenflug nach Lissabon und freute mich sehr, endlich auch ins Trainingslager starten zu können. In Lissabon verpasste ich den Anschlussflug nach Faro (nein, diesmal war die Grippe nicht schuld, Flugzeuge sind halt einfach manchmal verspätet) und erreichte das ersehnte Ziel mitten in der Nacht mit dreizehn Stunden Verspätung…

Ab dann lief es aber genauso, wie ich es mir gewünscht hatte. Aufs grosszügige Morgenbuffet folgten Trainings bei angenehmen Lauftemperaturen und blauem Himmel, ich hatte Zeit für Stretching, Lesen und Kaffeetrinken, bevor ein kitschiger Sonnenuntergang ankündete, dass bald das Abendessen warte. So vergingen die Tage wie im Flug, nur bei den harten Intervalltrainings machten die Minuten eine Ausnahme und zeigten sich von ihrer klebrigen Seite.

Es dreht sich alles ums Laufen in Monte Gordo und das war mir vor meiner Abreise etwas suspekt. Was macht man denn in so einem Trainingslager, wenn man nicht mal seine Route auf der Karte einzeichnen kann nach dem Training? Und wird es nicht langweilig, immer auf den gleichen Wegen zu trainieren? Meine Zweifel verflogen bald und ich reise mit gefüllten Motivationsbatterien zurück in die Schweiz, ein eindeutiger Beweis dafür, dass es mir richtig Spass gemacht hat, mich einfach nur aufs Laufen zu konzentrieren. Egal ob Dauerlauf oder Intervall, ich hatte beinahe bei jedem Training Gesellschaft und Michi begleitete uns auf dem Velo, das ist Luxus!

Nun steht ein Sprung ins Leben B an, eine Studienwoche an der Hochschule, bevor ich mich dann neben dem Laufen auch dem OL machen widmen werde. Ich bin gespannt aufs Trainingswochenende in Deutschland!

Auslaufen nach dem Schwellentraining (3x10min)

Salzsee-Longrun mit Lilly

Sprintspezifisches Intervall mit Hundehaufen als Zusatz-Hindernis...

Bilder: Michi Rüegg

 

 

Friday
Nov292019

Kurs auf die Saison 2020

2019/29/11

Der Startschuss für die Saison 2020 ist gefallen! Voller Motivation starte ich in eine neue Herausforderung: Sprint-WM.
Ich habe mich entschieden, voll auf den Sprint zu setzen und mir dazu Unterstützung für den physischen Bereich gesucht. Darum kann ich nun bekannt geben, dass ich ab sofort ein Mitglied der TG Hütten bin und vom professionellen Trainingsumfeld dieses Ausdauerleistungssport-Förderers profitieren darf. Der Trainer der TG Hütten, Michi Rüegg, schreibt Trainingspläne für mich und betreut mich im physischen Training. Ich freue mich sehr auf diese Zusammenarbeit und die neuen Inputs in meinem Trainingsalltag.

Bild: C. Aebersold, WCup Schweiz

 

 

Saturday
Nov022019

Die Zeichen stehen auf Fragezeichen

2019/11/02

Ich bin überwältigt von dieser China-Reise. Aufgrund meiner ausufernden und engagierten Erzählungen diagnostizierten meine Studienkolleginnen gestern mitfühlend einen kleinen Kulturshock. So schlimm wird es wohl nicht sein, aber trotzdem tauchen immer wieder Erlebnisse auf, die einer Einordnung bedürfen.
Nicht erst die CISM-Affäre hat mich dazu gebracht, den Zusammenhang zwischen Sport, gesellschaftlichem Leben und der Politik zu hinterfragen. Als Spitzensportlerin tendiere ich dazu, meine ethischen und politischen Prinzipien über Bord zu werfen, sobald sie einen negativen Einfluss auf die sportliche Entwicklung haben könnten. Das finde ich verwerflich, mache es aber doch immer wieder.
Jüngstes Beispiel: ein klimaschädlicher Langstreckenflug für die Teilnahme an einem Wettkampf, den ein Regime für seine Propaganda nützt.

In der Folge China-Geschichten in kleinen Happen (zur besseren Verträglichkeit):

Eröffnungsfeier
Die letzte Eröffnungsfeier für einen Weltcupblock (soweit ich mich erinnere) war 2014 in der Türkei. China war grösser und pompöser, mit Live-Übertragung im Fernsehen und Metalldetektor am Eingang. Die eingespielten China-Werbevideos zielten voll auf die Gefühlsebene und die Rede des IOF-Präsidenten war parteipolitisch korrekt. Den Athletenschwur und den Schwur des Schiedsrichters verstanden wir leider nicht, die waren auf Chinesisch…

Mia
Kaum im Hotel angekommen, wurden Simon und ich von Studenten belagert, die als Volunteers für jegliche Übersetzungs- und andere Probleme im Einsatz waren. Fürs Schweizer Team war Mia zuständig, eine Linguistikstudentin und ein richtiger Goldschatz. Mia organisierte uns Getränke zum Anstossen nach Erfolgen, kümmerte sich darum, dass wir rechtzeitig an den Flughafen abreisten und liess es nicht zu, uns ohne Abschiedsgeschenk ziehen zu lassen. Als ich nach dem Sprint der Siegerin Hao Shuangyan gratulieren wollte, half mir Mia bei der Übersetzung. Hao spricht leider kein Englisch. Mein Versuch, herauszufinden, was sie vom Wettkampf hält und wie sie sich darauf vorbereitet hat, endete nach zwei Fragen.
How was your race? Good.
Are you going to run WOC next year? Maybe. I hope so.
Die Diskussionen über missachtete Fairnessregeln, besonders auch wegen dem überraschenden chinesischen Resultat im Männerrennen, gingen nach diesem Wettkampf durch die Decke. Ich begrüsse es sehr, dass die Ethikkommission des IOF sich diesem Fall nun annimmt und ich verstehe die grossen Zweifel, die vor dem Hintergrund des CISM-Vorfalls (sehr offensichtlich schummelndes chinesisches Team) im Raum stehen. Aber so lange nichts bewiesen ist, hoffe ich, dass Haos Resultat fair zu Stande kam.

Sprintgelände
Findest du Wald-OL spannender als Sprint? Ich wette, auch du hättest leuchtende Augen nach ein paar Posten auf den Weltcup- und Trainingskarten. Es ist «intense», für Augen, Nase, Füsse und den Kopf…

Bananenplantagen
Auch Wald-OL ist in China anders. Hellgrün auf der Karte sind Bananenplantagen im Gelände, das musste man an der Mitteldistanz zuerst mal checken. Danach hat es aber richtig Spass gemacht, zwischen den Bananenpalmen hindurch zu laufen, Dornen oder anderes nerviges Unterholz gibt es dort nämlich nicht. Ansonsten war es gar nicht so anders als in der Schweiz, teilweise steil, teilweise etwas schwammig im Postenraum und mehrheitlich Laufen auf kleinen und grösseren Wegen.

Gepäcktransport
Es ist an internationalen Wettkämpfen üblich, dass der Organisator unser Gepäck von der Quarantäne in die Zielarena transportiert. Was nicht üblich ist, sind die Sicherheitskontrollen beim Eingang zur Quarantäne, bei der sowohl Mensch als auch Tasche geprüft wurden. Wollte man seine Tasche dann aufgeben, erklärten einem sicher sechs Helfer bei der Gepäckannahmestelle, dass man dazu noch eine extra für den Weltcup angefertigte «luggage card» ausfüllen müsse. Neben Namen und Startnummer war dort die Telefonnummer zu notieren, wie viele Gepäckstücke man abgebe und wann man das Gepäck wieder abholen wolle. Es war wirklich alles durch und durch organisiert, oder wohl eher «überorganisiert», schliesslich lag das Mobiltelefon, dessen Nummer ich angegeben habe, ausgeschaltet in eben jener Tasche, die der Organisator transportieren sollte… Die «luggage card» hätte auch noch einen zweiten Teil gehabt, die «luggage withdraw»-Karte. Zum Glück wurde die nicht eingesetzt, sonst hätte ich sie wohl in die Tasche der OL-Hosen stopfen müssen um sie im Ziel auch bereit zu haben…

Picture picture
Als Europäerin in China unterwegs zu sein, das ist ein richtiger Boost fürs Selbstvertrauen. Die Mütter drehen ihre Kleinkinder um, damit sie das Naturwunder «Langnasen-Mensch spaziert vorbei» auch ja nicht verpassen. Schüler rufen «hello hello» und wenn du zurückwinkst, finden sie es super. Aber am wichtigsten ist, wer ein Handy zur Hand hat, der schiesst ein Foto (und so ziemlich alle Chinesen hatten ein Handy zur Hand). Der ganze Rummel machte auch nicht vor der Quarantäne und dem Vorstart halt. Ein Foto mit Langnasen in roten Swiss-Dress scheint noch eine Stufe höher bewertet zu sein. Gar ein Gruppenbild zu besitzen von Schweizerinnen und Schweizern auf der Bühne, dass muss unglaublich cool sein. Ich glaube, es waren noch nie so viele Kameralinsen gleichzeitig auf mich gerichtet. Leider haben wir es verpasst, das Handy zu zücken und in die andere Richtung zu fotografieren. Da merkt man die fehlende Übung…
Alle Bilder dieses Berichts sind vom Organisator zur Verfügung gestellt und waren jeweils nach kürzester Zeit online verfügbar. Ein sehr guter Service! Hier kann man die ganze Galerie betrachten.

Rangverkündigung
Es ist schön, wenn man bei einer Rangverkündigung auf der Seite steht, die aufs Podest hochdarf. Mit meinem 3. Rang in der Mitteldistanz und dem 4. im Sprint, konnte ich chinesische Rangverkündigungen gleich zweimal hautnah erleben. Die Rangverkündigungs-Geschichte hätte ich eigentlich auch beim oberen Abschnitt anhängen können. Offensichtlich ging es nämlich ums Bild. Bei der Mitteldistanz wurden unsere Namen gar nicht erst genannt, wir bekamen Blumen in die Hand gedrückt, lächelten und winkten und freuten uns über die goldenen Konfetti, die herunterregneten. Die dritte Rangverkündigung, die fürs Weltcup-Gesamtklassement, verpassten Elena Roos und ich, weil wir dann bereits im Flugzeug Richtung Schweiz sassen. Aber auch dafür wussten die Organisatoren eine Lösung: Martina und Paula stehen nach vorne, die haben ja auch rote Kleider an und sehen europäisch aus. Keine Lücke auf dem Bild, alles sieht tiptop aus, was will man noch mehr?
Ob es der Wahrheit entspricht, das scheint niemanden zu kümmern.
(Entschuldigung Paula und Martina, dass wir euch in diese Situation gebracht haben…)

Fazit
Zurück bleiben viele Eindrücke von einer spannenden Reise und die Gewissheit, dass es einfach schön ist, in der Schweiz zu leben. Wie es sich der eine Redner an der Eröffnungsfeier gewünscht hat, wurde "the voice of China" in die (OL-)Welt herausgetragen. Die schrägen Zwischentöne hat er dabei wohl nicht mitgemeint...

Mehr Informationen (Ranglisten, Ol-Karten, Link zum GPS etc.) befinden sich im Livecenter auf der Homepage des Veranstalters.

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